Formenlehre
Das Wissen rund um die Gestaltgesetze bildet die Grundlage allen visuellen Gestaltens, in der Typografie, im Grafikdesign, in der Innenarchitektur oder in der Architektur. Diese Gesetze sind im Internet vielfach dokumentiert und veranschaulicht. Meine eigenen Regeln von Seite 4und S sind davon abgeleitet, aber mehr praxisbezogen. Hier möchte ich die Brücke zwischen den allgemein gültigen Gestaltgesetzen und der Bildgestaltung im Sinn eines digitalen Bildes schlagen.
Gesetz der Prägnanz (Gesetz der guten Gestalt)
Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die sich von anderen durch ein bestimmtes Merkmal abheben.

Gesetz von Figur und Grund
Das Wahrnehmungsfeld wird nach unserer Erfahrung immer in einen Hintergrund und in sich darauf befindende Figuren eingeteilt.

Glas oder Karaffe? Was sehen wir hier? Die mittlere Linie A ist beiden Figuren gemeinsam. Sie streiten um dieVorherrschaft, abwechslungsweise springen sie ins Auge. Unsere Bemühungen, je einGlas und eine Karaffe zu sehen, scheitern.

Erst die geschlossene Form teilt klar in Hintergrund und Vordergrund.

Die geschlossene Fläche wird umso stärker als Figur empfunden, je kleiner sie ist und je weniger sie die Ecken besetzt.

Betrachten wir diese vier Quadrate, die auf weissem Grund liegen. Wenn sie wachsen, werden Figur und Grund im Auge umkehren. Rechts sieht man eine schwarze Fläche und darauf ein weisses Kreuz. Figur und Grund haben gewechselt.

Die Figuren umspielen den Grund und bilden die Zahl 25.
Gesetz der Geschlossenheit (Ergänzungsprinzip)
Optische Reize werden nach dem Gesetz der Prägnanz zu ganzen, geschlossenen Figuren gedeutet. Wir tendieren dazu, unvollständige Objekte zu vervollständigen.Dies geschieht auch dann, wenn die Objekte gar nicht vorhanden sind.

Das Auge nimmt immer die einfachste Form wahr: Vier Punkte bilden ein Viereck. Die gleichen vier Punkte übereinandergelegt bilden im Auge nicht zwei Quadrate, sondern einen Kreis.

Dreieck und Quadrat existieren nur im Auge des Betrachters, die schwarzen Figuren bilden Scheinkanten.
Gesetz der gemeinsamen Region
Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.

Gesetz der Gleichzeitigkeit (Gesetz des gemeinsamen Schicksals)
Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden. Dies findet vor allem bei Bewegungsrichtungen statt. Zum Beispiel, wenn eine Personengruppe sich gleichzeitig bewegt.

Gesetz der Verbundenheit
Verbundene Elemente werden als ein Objekt oder als zusammengehörig empfunden. Sie setzen unter Umständen andere Gesetze

Die beiden Figuren sind ein Paar. Sie werden als zusammengehörig empfunden, weil sie sich an den Händen halten.
Gesetz der Einfachheit
Das Auge tendiert dazu, einfache Formen bevorzugt wahrzunehmen. Das Einfache lässt sich oft auch besser verstehen. Dieses Gesetz kommt auch bei der Anordnung von Bildern zum Tragen. Wenige Bilder in der gleichen Grösse und Form sind besser als viele unterschiedliche.

Bilder mit einfachen und klaren Figuren (oben) werden schneller erkannt als solche mit vielen Details (unten). Diese Erkenntnis lässt die Folgerung zu, dass Bilder auf die wichtigen Details zugeschnitten werden sollen.
Gesetz der Symmetrie
Wir besitzen die Erfahrung des Schwergewichtes und der Botanik des «Unten und Oben». Daraus tendieren wir automatisch zu einer Vertikalachse, die symmetrisch bevorzugt wahrgenommen wird. Die Linien links erscheinen als parallele Linien, nicht als Form. Die mittlere symmetrische Figur mit den eher konvexen Formen wird am ehesten als Figur wahrgenommen.

Blickrichtung von links nach rechts
Wir betrachten Layouts in der Blickrichtung von links nach rechts, dem Anschein nach so, wie wir es in der Schule gelernt haben.
Eine Diagonale von links unten nach rechts oben deuten wir als aufstrebend, aufwärts, eine solche von oben links nach unten rechts als absteigend, abwärts.

Obwohl beide Schilder das Gleiche aussagen, deuten wir das linke als Steigung, das rechte als Gefälle.

Hier geht der Blick bergwärts.

Hier tendiert der Blick bergab.